Ende März 2024 verabschiedete sich Fritz Tatzl vom traditionsreichen Restaurant. Ein erfahrener Gastronom übernimmt.
Küchenchef Fritz Tatzl wirtete seit 2018 im «Rössli». Seine Menüs hatten Gault-Millau-Niveau, der Patron holte die Auszeichnung von 14 Punkten in das denkmalgeschützte Haus mit dem stilvollen Ambiente. Ende März ging der 67-Jährige in Pension. Die Nachfolge zu regeln, war der erklärte Wunsch des Liegenschaftsinhabers Jürg Sonderegger. «Das Haus soll als Speiserestaurant weitergeführt werden. Es ist wichtig für das Dorf, dass es den öffentlichen Charakter behält.» Doch wer übernimmt?
Bei der Suche half Sondereggers Sohn. Der Student streute das Anliegen auf Social Media, es folgte Mund-zu-Mund-Propaganda. Schliesslich kam eine Anfrage aus St. Margrethen. Joel Erb, seit sechs Jahren Pächter im Restaurant Emil Schöflisberg, zeigte Interesse am «Rössli». Man wurde sich einig. «Ein Glücksfall», sagt Jürg Sonderegger. «Joel Erb steht für eine Küche auf dem Niveau von Fritz Tatzl.»
Erleichtert ist Sonderegger auch darüber, dass Joel Erb mit Susanne Plattner eine Fachkraft als Chef de Service mitbringt. «Servicepersonal ist schwierig zu finden», sagt er. «Umso mehr freut uns diese Lösung.» Ebenfalls ist ein zweiter Koch und weitere Unterstützung im Service engagiert.
Gute Grösse und lauschiger Garten
Was Joel Erb ins «Rössli» lockt, ist in erster Linie die Grösse des Restaurants. «Ich suchte eine Veränderung zu kleiner und feiner », sagt der Gastronom. Wie auch andere Adressen, litt das Lifestyle-Lokal «Emil» unter der Pandemie. Als Gastrobetrieb wirtschaftlich bleiben zu können, erwies sich als immer schwieriger. Das «Emil» bietet bis zu 120 Plätze, das «Rössli» halb so viel. Diese Rahmenbedingungen kommen Erb entgegen. Und auch die Unterstützung seiner Stammgäste. Als er verlauten liess, im «Emil» aufzuhören, brachten sie Ideen, wo er neu beginnen könnte. Das «Rössli» war ihm noch nicht bekannt. Doch schon beim ersten Besuch habe es harmoniert. Auch der lauschige Garten hat es ihm angetan: «Er ist eine absolute Wohlfühloase.»
Kulinarisch bleibt Joel Erb seinem Konzept treu: Klassiker gemischt mit Neuem aus der kreativen Küche. Auszeichnungen wie Tatzls Gault-Millau-Punkte schweben ihm nicht vor. «Das ist kein Thema. Punkte bringen Leistungsdruck mit sich.» Er will seine Gäste mit guten und schön angerichteten Menüs verwöhnen. Und mit einem guten Tropfen – er ist Weinliebhaber. Das passt zum Weindorf Balgach. Im «Rössli» wird derzeit ein alter Gewölbekeller zu einem erweiterten Weinkeller ausgebaut. Erb wird regionale Weine und solche aus aller Welt anbieten – «das Beste von überall».
Nach den Sommerferien im September soll das Restaurant voraussichtlich öffnen. Mit warmer Küche mittags und abends während fünf Tagen. Bis es so weit ist, gibt es noch einiges zu erledigen. Handwerker sind derzeit im Haus beschäftigt. Nicht nur die Gaststube und die Küche werden wieder belebt, Joel Erb, Vater eines Sohnes, wird auch eine Wohnung im mehrstöckigen Haus beziehen. Beliebt war das «Rössli» bisher sowohl bei Feinschmeckern wie auch bei Vereinsmitgliedern. In diesem Sinn wird es weitergeführt. «Joel Erb darf auf eine gute Klientel zählen», sagt Jürg Sonderegger. Das Restaurant «Emil» wird zum «Emilio» Die Zukunft des Restaurants Emil ist ebenfalls geklärt. Joel Erb kocht noch bis am 30. Juni in St. Margrethen.